von Christoph Roolf
Dieser Beitrag behandelt Entwicklung
und Anliegen einer Ende 1998 ins Leben gerufenen Initiative einer Gruppe
von Geschichtsabsolventen an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf,
an der der Autor von Beginn an beteiligt war.1
Nach einer Einführung, bei der das differenzierte Feld von Initiativen
und Projekten an deutschen Universitäten zur Berufsqualifizierung
und Einbindung von Geschichtsstudenten ins wissenschaftliche Fachgespräch
skizziert ist, wird zunächst eine äußere "Bilanz" der Düsseldorfer
Initiative geboten. Anschließend soll das Projekt etwas detaillierter
geschildert werden, um hieran und abschließend Chancen und Grenzen
dieses Modells einer Absolventeninitiative zur Beteiligung am wissenschaftlichen
Fachgespräch - auch im Hinblick auf eine Übertragung und Nachahmung
an anderen Universitäten und in anderen geistes- und sozialwissenschaftlichen
Disziplinen - zu diskutieren.
Größere Internet-Mailinglisten wie "Humanities - Sozialgeschichte und Kulturgeschichte (H-Soz-u-Kult)" (Humboldt-Universität Berlin) und der "Nachrichtendienst für Historiker" (Augsburg) sind mit ihrem reichhaltigen Angebot aus der Binnenkommunikation des Faches kaum noch zu wegzudenken und haben gerade auch Absolventen und Doktoranden einen Zugang zur innerfachlichen Diskussion eröffnet, der ihnen bei den traditionellen Foren (Zeitschriften) in der Regel versperrt blieb und ist.2
Hinzu kamen in den letzten Jahren Initiativen an einzelnen historischen Instituten im Rahmen von Veranstaltungsreihen und Drittmittelprogrammen sowie Absolventeninitiativen, die vor allem auf Berufsqualifizierung und -orientierung sowie auf eine Schärfung des Historiker-Berufsprofils für außeruniversitäre und außerschulische Berufsfelder abzielten.3 Ohne Anspruch auf Vollständigkeit4 seien hier genannt: das Leuchtturm-Projekt "Berufswerkstatt Geschichte" an der Universität Bielefeld; das 1996 gegründete Projekt "Studium und Praxis" am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität Berlin;5 die Kolloquien "Berufsfelder der Sozial-, Wirtschafts- und Technikgeschichte" an der Ruhr-Universität Bochum (Lehrstuhl für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte) und "Berufswege: HistorikerInnen erzählen" am Historischen Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena, beide im Wintersemester 2001/2002; und die sich allgemein an Geistes- und Sozialwissenschaftler richtenden Studenteninitiativen des "Career Service Network" (Freie Universität Berlin) und von "Geist und Wirtschaft" (Universität Köln).6 In den Blickpunkt ist hierbei auch die vermehrte Tätigkeit von Historikern als freie historische Dienstleister, wie etwa die Vorreiter des Historischen Forschungsinstituts Facts & Files (Berlin),7 sowie die Gründung eigener Berufsverbände - etwa der seit 1998 tätige "Bundesverband freiberuflicher Kulturwissenschaftler" (Bonn)8 - gerückt.
Mit der Zielsetzung, Absolventen und Studierende in das Gespräch des Faches einzubeziehen, haben Institute, Fächer und Verbundinitiativen dazu Foren zur Präsentation und Publikation der Forschungs- und Arbeitsergebnisse von Absolventen und Studenten geschaffen. Diese Initiativen reagierten auf die seit längerem anhaltende Tendenz, daß Magister- und Examensarbeiten im Studienfach Geschichte zunehmend eigenständige Forschungsleistungen darstellen, für die Absolventen bereits zum Teil umfangreiche Recherchen in Archiven in der Umgebung der Universitäten bis zu Archiven des europäischen Auslands (häufig verknüpft mit einem Auslandssemester) durchführen - gleichwohl bleiben sie für eine breitere Leserschaft und für die Forschung mangels bibliographischer Verzeichnisse9 faktisch nicht existent und erreichbar.
Zu nennen sind an einzelnen Initiativen mit unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen: Schriftenreihen einzelner Lehrstühle und Institute für herausragende Abschlussarbeiten, wie die "Münchner Studien zur neueren und neuesten Geschichte"10 und die "Schriftenreihe des Arbeitskreises Historische Frauenforschung an der Universität Bremen"; die Publikation ausgewählter historischer Abschlußarbeiten aus dem gesamten Bundesgebiet in gedruckter und digitaler Form im DFG-geförderten Pilotprojekt "magi-e" ("Abschluss- und MAGIsterarbeiten Elektronisch") am Historischen Seminar der Ludwig-Maximilians-Universität München (in Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsbibliothek München und einem institutionalisierten Herausgeber- und Beiratskollegium);11 Vorlesungsreihen und Kongresse wie die Absolventinnen-Ringvorlesung des "Arbeitskreises Historische Frauenforschung an der Universität Bremen" im Wintersemester 1999/2000, das Studierendenkolloquium "Rheinische Literatur" des Germanistischen Instituts der Düsseldorfer Universität und des Heinrich-Heine-Instituts Düsseldorf im Februar 2001 sowie die erste Studierendenkonferenz "Staatlichkeit im Wandel" (für Politikwissenschaftler in Nordrhein-Westfalen) am Institut für Politische Wissenschaft der RWTH Aachen im Juni 2001.
Vereinzelt sind Initiativen
zur Einbeziehung von Absolventen und Studierenden ins Fachgespräch
einzelner geistes- und sozialwissenschaftlicher Disziplinen auch ausschließlich
von Studenten ausgegangen und institutionalisiert worden - etwa bei den
"Münsteraner Vorlesungen zur Philosophie", bei denen Studenten die
Texte eines eingeladenen Professors diskutieren, schriftliche Stellungnahmen
verfassen und diese zusammen mit den Antworten des zur Diskussion stehenden
Wissenschaftlers in einem Korrespondenzband veröffentlichen.12
Hieran war zu Beginn der Initiative im Spätherbst 1998 bei weitem nicht zu denken gewesen. Der Autor arbeitete zu diesem Zeitpunkt an seiner Magisterarbeit (über die Deportation von belgischen Zwangsarbeitern nach Deutschland während des Ersten Weltkrieges) und hatte sechs Jahre Studium an einer deutschen Universität hinter sich, das vor allem die fortschreitende Entdeckung des Reichtums der Disziplin mit sich gebracht hatte. Gleichwohl war ständiger Begleiter der Studienzeit das Gefühl gewesen, insgesamt in einer "anonymen" Groß-Lehranstalt aneinander vorbeigelernt und -gelebt zu haben - ein Eindruck, der sich mit der Aussicht auf eine gegen Null tendierende Leserschaft der "Krönung" des Studiums (Abschlußarbeit) noch weiter verfestigte.
Bei dem privaten Besuch von Diplomausstellungen in den Fächern Fotografie und Kommunikationsdesign in Dortmund und Wuppertal im Winter 1998 kam dem Autor der Einfall, im Fach Geschichte in Düsseldorf einen Absolventenkongreß auf die Beine stellen zu wollen, bei dem wir als Absolventen unsere Werke "ausstellen", also vortragen würden. Die Idee erschien simpel, einleuchtend und praktikabel, auch wenn längeren Texten natürlich bildliche und sinnliche Qualitäten erst einmal abgehen. Nachdem zwei Studienfreunde in der gleichen Studiensituation (Lars Bank, Simone Rauthe) ebenfalls angetan von dem Vorhaben waren, ging seit Ende 1998 alles weitere fast wie von allein.
Erste Erfolgserlebnisse bestärkten uns in der Überzeugung vom Sinn des Anliegens: Die Düsseldorfer Universitätsbibliothek stellte ihren Vortragssaal ohne weitere Bedingungen (etwa Mentorenschaft durch Dozenten oder institutionelle Anbindung) für eineinhalb Tage im Juni 1999 zur Verfügung. Dann sagten die ersten Kommilitonen, die wir in Seminaren, Cafeteria und Bibliothek trafen und von denen wir wußten, daß sie ebenfalls mit ihren Abschlußarbeiten beschäftigt waren, ihre Teilnahme an dem geplanten Kongreß als Referenten zu. Einzelne Dozenten, die von der Aktion gehört oder denen wir davon berichtet hatten, nahmen die Idee ernst und begrüßten sie.
Eine "Qualitätskontrolle" der zugesagten Vorträge (etwa durch "call for papers" oder längere Auszüge aus den Abschlußarbeiten) wurde nicht vorgenommen - schließlich vertrauten auch wir als Veranstalter auf die Präsentabilität der Resultate unserer Abschlußarbeiten als Produkte des während des Geschichtsstudiums Gelernten. Hinzu wäre der hiermit verbundene Arbeits- und Zeitaufwand gekommen - eine Überlegung, die auch dazu geführt hatte, den Referentenkreis zunächst auf Themen des 20. Jahrhunderts zu beschränken. Überhaupt war der Aspekt einer effizienten Arbeits- und Zeitökonomie nicht zu unterschätzen, da schließlich jeder Referent und Veranstalter mit dem Abschluß seiner Magisterarbeit, mit Klausuren, mündlichen Prüfungen und dem Übergang in etwaige Berufsfelder genug beschäftigt war.
Dies führte dann auch zu der Überlegung, einzelne Bereiche der Kongreßvorbereitung von "Geschichtsfernen" bestreiten zu lassen, was dem Projekt dann vor allem in qualitativer Hinsicht zugute kommen sollte. Ein in Dortmund Fotografie studierender und HTML-erprobter Freund (David Krause) richtete uns die ersten Internetseiten ein, auf denen neben dem Programm Kurzzusammenfassungen der Vortragsthemen und Kontaktadressen zu den Referenten angeboten wurden. Die in Wuppertal Kommunikationsdesign studierende Schwester des Autors (Anni Roolf) gestaltete Plakate und Einladungen für die Kongreßpremiere und sollte auch in den folgenden Jahren für ein professionelles Buchlayout und Plakatdesign mit Wiedererkennungswert und Phantasie sorgen.
Auch der Kontakt zu den Kommilitonen, die ihre Teilnahme als Referenten zugesagt hatten, beschränkte sich in den Monaten vor dem ersten Kongreß im Juni 1999 auf wenige per E-Mail versandte Kurzinformationen über den Stand der Dinge, zur Anforderung der Themenzusammenfassungen für die Kongreß-Homepage und über den Ablauf der geplanten Veranstaltung. Nennenswerten Zeit- und Arbeitsaufwand bei der Kongreßvorbereitung verursachten dann lediglich Plakatierung, Einladungsversand und Konzepterstellung zur Einwerbung von Fördermitteln.
Der erste Absolventenkongreß am 17. und 18. Juni 1999 sah dann neun Vorträge von gut einer halben Stunde Länge mit anschließender Diskussion. Durchschnittlich 15 bis 20 Zuhörer verfolgten die einzelnen Referenten. Das Anliegen der Veranstalter, mit dem Kongreß sich und Kommilitonen (neben der Öffentlichmachung der Abschlußarbeiten) ein (Lern-)Forum zur freiwilligen, selbständigen und ernsthaften Erprobung von Mündlichkeit und Diskussion außerhalb der professoralen "Aufsicht" in Seminaren zu bieten, erfüllte sich voll und ganz: Während des Studiums selten ausdrücklich Gelerntes und Gelehrtes wie das Halten und die Gestaltung eines mündlichen Vortrages konnte hier im Selbstversuch und durch vergleichende Anschauung intensiv studiert werden. Die vorher im Rahmen flüchtiger Bekanntschaften aus Seminaren und Universitätsalltag verborgen liegenden Interessen von Kommilitonen am gemeinsamen Studienfach traten nun offen und zum Nachdenken anregend zu Tage. Ernsthafte und kritische Fragen und Antworten, zum Teil auch kontroverse Diskussionen im Anschluß an die einzelnen Vorträge, während des Studiums wegen Seminarüberfüllung, Zeitnot und "falsch" verstandener Kommilitonen-Rücksichtnahme selten eingeübt und in der Regel rasch versandend, bescherten den Referenten Rückmeldung und der Veranstaltung Leben.
Als in den folgenden Wochen einige Presseberichte erschienen und einzelne Referenten und Dozenten leise anregten, die Kongreßvorträge als Aufsätze in einem Sammelband zu veröffentlichen, schreckten wir zunächst zurück vor dieser nicht vorgesehenen Ausweitung des Projektes. Gleichwohl reizte uns diese Herausforderung, mit unserer Absicht, die Forschungsergebnisse unserer Abschlußarbeiten ins wissenschaftliche Fachgespräch einzubringen, nicht auf halber Strecke stehenzubleiben, sondern den uns zusehends logisch erscheinenden zweiten Schritt zu gehen. Nachdem die Verlagssuche zunächst erfolglos zu bleiben schien, hatten wir - in Umkehrung eines berühmten Lehrsatzes des deutschen Alltagsphilosophen Jürgen Wegmann - dann nicht nur kein Pech, sondern es kam Glück hinzu: Ein telefonisch absagender Verlag hatte unser Konzept unaufgefordert an den ars una-Verlag (Neuried bei München) weitergeschickt, von dem er in Aussicht stellte, daß dieser Interesse zeigen würde. Tatsächlich sind dann beide Kongreß-Sammelbände in dem Münchener Verlag erschienen.
In dem ersten Sammelband, der im Spätherbst 2000 erschien, veröffentlichten schließlich sieben Referentinnen und Referenten ihre Vorträge in einer schriftlich ausgearbeiteten Aufsatzfassung.16 Als Herausgeber führten wir dabei nach Eingang der Manuskripte eine doppelte Durchsicht durch und achteten dabei auf vor allem formale Kriterien (Textgliederung, einheitlicher Fußnotenapparat, Lesbarkeit, Stringenz der Argumentation). Zur Qualitätssicherung wurden alle Texte noch ein drittes Mal von insgesamt acht Kommilitonen und Freunden abschließend Korrektur gelesen.17 Auf eine Mithilfe von Dozenten bei der Manuskriptkorrektur und -beurteilung verzichteten wir wiederum im Vertrauen auf das während des Studiums Gelernte im Hinblick auf die kritische Analyse formaler, inhaltlicher und sprachlicher Aspekte wissenschaftlicher Texte.
Gleichwohl haben die Angehörigen des Düsseldorfer Historischen Seminars - nach anfänglichen Einzelstimmen für eine verstärkte Anbindung der Initiative an bestehende Universitätsinstitutionen (Historisches Seminar, Fachschaft Geschichte) - das gesamte Projekt dauerhaft mit Wohlwollen und Ernsthaftigkeit begleitet und wesentlich zu seinem Gelingen beigetragen. Hierzu zählten: Beratung in Einzelfragen (Prüfung des Verlagsvertrages, Herantreten an potentielle fördernde Institutionen), die Anfertigung von Gutachten im Zuge von Anträgen an fördernde Institutionen, rege Teilnahme am ersten und vor allem an den folgenden zwei Kongressen, Ankündigung der Kongresse in Lehrveranstaltungen, Mithilfe bei der Kontaktaufnahme zu einzelnen uns unbekannten Düsseldorfer Absolventen und potentiellen Referenten, Verfassen von Vorworten für beide Buchveröffentlichungen und das Beisteuern einleitender Grußworte bei den Kongreßveranstaltungen.
Für den zweiten Absolventenkongreß behielt das nachfolgende Veranstalter-Team (Thomas Beckers, Thomas Gerhards und der Autor) das bei der Premiere erprobte Grundkonzept bei. Allein der Teilnehmer- und Themenkreis wurde jetzt vom 20. Jahrhundert auf alle historische Epochen erweitert. Dazu moderierten Kommilitonen nun die Diskussionen im Anschluß an die Vorträge. Etwas mehr Zeit wurde schließlich noch in die Bekanntmachung des Kongresses außerhalb Düsseldorfs investiert (durch Ankündigungen in Tages- und Wochenzeitungen sowie Mailinglisten, Plakatierung durch Freunde und Bekannte an anderen deutschen Universitäten, Versand von E-Mail-Einladungen an Historische Seminare und Geschichts-Lehrstühle in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz mit der Bitte um Bekanntmachung in den dortigen Lehrveranstaltungen). Am 14. und 15. Juni 2000 referierten schließlich 21 Absolventinnen und Absolventen vor durchschnittlich 35 Zuhörern aus ihren Abschlußarbeiten. Im nachfolgend in Angriff genommenen zweiten Sammelband veröffentlichten schließlich 16 Absolventen ihre Aufsätze. Er erschien erneut bei ars una in München im Dezember 2001.18
Der dritte Absolventenkongreß,
der von dem nun folgenden Veranstalterquartett (Frank Grodzki, Julia Jenner,
Sandra Pfister, Oliver Schulz) vorbereitet wurde, fand dann am 21. und
22. November 2001 wiederum im Vortragssaal der Düsseldorfer Universitäts-
und Landesbibliothek statt. Hier stellten 15 Absolventen ihre Abschlußarbeiten
vor diesmal etwas zurückgegangenen Zuhörerzahlen (durchschnittlich
20 bis 25 Zuhörer) vor. Ein nachfolgender dritter Sammelband ist eventuell
noch vorgesehen.
Durch die Veröffentlichung von insgesamt 23 Vorträgen in schriftlicher Aufsatzform in den zwei Sammelbänden sind die hier erarbeiteten Forschungsergebnisse dauerhaft existent und können von der historischen Forschung rezipiert werden. Für diejenigen, die ihre Abschlußarbeiten noch zu Dissertationen ausbauen (dies sind hier mit 12 Absolventen rund die Hälfte), kann die Aufsatz-Veröffentlichung dazu noch Multiplikatorwirkung (etwa bei der erleichterten Kontaktaufnahme zu im selben Forschungsfeld arbeitenden Doktoranden usw.) als in der Regel erste Veröffentlichung besitzen.
Besonders im Umfeld des zweiten Absolventenkongresses im Juni 2000 erhielten Veranstalter und Referenten zahlreiche E-Mail-Anfragen über die Kongreß-Homepage im Internet: Insgesamt erreichten uns rund 50 solcher Anfragen von Studierenden, Absolventen, Doktoranden, Dozenten, Lehrern, Instituten, Bibliotheken und Verlagen aus Deutschland sowie vereinzelt auch aus Österreich, Polen, Italien, England und den USA, die in der Regel Kontakt zu einzelnen Referenten suchten. Sichtbarstes Resultat dieser Kontakte war die spontane Teilnahme von Torsten Reimer, des Koordinators des vorne erwähnten Münchener "magi-e"-Projektes zur parallelen Publikation von historischen Abschlußarbeiten in digitaler und gedruckter Form, als Referent bei dem Kongreß im Juni 2000 und als Autor im nachfolgenden zweiten Sammelband.19 Als erster Band der Münchener Publikationsreihe erschien im Herbst 2001 zudem die komplette Magisterarbeit von Thomas Beckers, einem der Düsseldorfer Kongreßveranstalter.20 Darüber hinaus überraschte und bestärkte uns die Vielzahl und Mannigfaltigkeit der über die Kongreß-Homepage an Referenten und Veranstalter gerichteten Anfragen und Anliegen, die jede einzelne den wissenschaftlichen Austausch befördert hat.
Gleichwohl ist eine Fortsetzung der Düsseldorfer Absolventen-Initiative im Fach Geschichte aufgrund ihrer eher lockeren Institutionalisierung und der praktizierten informellen Weitergabe des Veranstalter-Staffelstabes an nachfolgende Absolventen ungewiß. Ein Fortbestand wäre wahrscheinlicher durch eine stärkere Institutionalisierung, sprich die verstärkte Anbindung des Projektes an einen Lehrstuhl oder das gesamte Historische Seminar in Düsseldorf. Verbunden wäre damit wohl aber auch ein Verlust an Selbständigkeit, Selbsttätigkeit und Freiheit zur Schwerpunktsetzung durch Absolventen bei der Gestaltung eines solchen Projektes.
Wünschenswert und reizvoll (aufgrund der unterschiedlichen und dann in Austausch und Diskussion tretenden Forschungsschwerpunkte und Methodenprofile) erscheint darüber hinaus eine Erweiterung der Idee unserer Initiative über die Düsseldorfer Universität hinaus - etwa durch die Veranstaltung eines Absolventenkongresses, an dem Geschichtsabsolventen mehrerer benachbarter Universitäten oder sogar eines gesamten Bundeslandes teilnehmen. Allerdings dürfte hierbei eine hauptsächlich studentische "Regie" aufgrund des gesteigerten Zeit- und Arbeitsaufwandes kaum praktikabel und daher eine verstärkte Verankerung eines solchen Vorhabens an Lehrstühlen und Seminaren sehr sinnvoll sein.
Gleichwohl können wir nach den in Düsseldorf gesammelten überaus positiven Erfahrungen eine Nachahmung unserer Initiative an anderen Universitäten (und auch in anderen geistes- und sozialwissenschaftlichen Studienfächern) sehr empfehlen und sind gespannt darauf.